Schlösser der Loire – Die etwas andere Cabrio-Tour 2018

„Normalerweise“ fokussiert sich eine CFA Cabriotour auf eine wohltemperierte Mischung aus vielen Kurven und einer entsprechende Menge an zurückgelegtem Weg. Gewürzt mit ein paar (evtl. kulturellen) Sondereinlagen, ein Leckerbissen.

Diesmal lag das Gewicht  ganz eindeutig auf kultureller Ausprägung. Obwohl es am Ende dann doch rund 2700 Kilometer wurden. Aber der Reihe nach…

Begonnen hatte die Tour standesgemäß beim Franzosen in Augsburg Pfersee. In der stilechten Boulangerie wurden die Sinnesorgane auf Croisons und Cafe au lait eingestimmt. Durch „noch schnell dies und das“ kamen wir etwas später und nahmen die guten Leckereien via Tüte mit. So konnte der von Kirsten und Roland geplante Abfahrtstermin genau eingehalten werden.

Drei Cabrios (Roland und Kirsten, Manfred und Sybille sowie „wir“) fuhren in gemütlicher Richtgeschwindigkeit natürlich offen, auf der A8 Richtung Karlsruhe. Bogen dann ab nach Frankreich und kamen nach rund 850 km in Sully sur Loirean. Die Fahrt verlief reibungslos. In Frankreich war der Verkehr recht übersichtlich. Der Autopilot hielt uns auf zulässiger Geschwindigkeit. Hier und da mal ein Päuschen mit neuem Sprit, brav Autobahngebühr bezahlen und schon kamen wir rechtzeitig zum Dinner an.

Das von Roland und Kirsten gebuchte Hotel war schnuckelig, mitten in der kleinen Stadt. Die Autos standen im abgeschlossenen Hof. Wir konnten sogleich eine Runde die Füße vertreten. Bei warmer Abendsonne warfen wir schon mal einen Blick auf das erste Schloss: Chateau Sully sur Loire-Orleans. Machte sich gut bei dem Abend-Licht. Die Kameras wurden eingeschossen. Dann setzten wir uns unter freiem Himmel in ein nettes Restaurant und genossen den Tagesausklang.

Am nächsten Morgen stand für uns ein leckeres, französisches Frühstück bereit. Anschließend liefen wir zum Chateau.

Es erwarteten uns viele Treppen, Gänge, große Räume, alte (restaurierte) Möbel, Boxspringbetten (das kannten die Adligen schon vor vielen hundert Jahren…), Gemälde von wichtigen und unwichtigen Zeitgenossen und in den höheren Stockwerken einen imposanten Ausblick auf das niedere Volk des Städtchen. Alles wirkte sehr gepflegt. Der Wassergraben lud zur Erfrischung ein. Wir nahmen aber dann doch Abstand von einem Sprung in das kühle Nass. 

Nach ausführlicher Inspektion des Gemäuers machten wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel: Orleans.

Roland stellte sein Motorrad-Navi auf „kurvenreiche Strecke“. Wir lernten, dass in Ermangelung von Kurven diese auch mal geradeaus führten. Allerdings waren die Nebenstraßen wunderschön. Wir cruisten über kleine Sträßchen, die zum Teil nicht mehr waren, als asphaltierte Feldwege. Die Cabrios kurvten über weitläufige Felder, Waldstücke und kleine, verschlafene Dörfer. Es war eine sehr angenehme Fahrt. Da die Ziele recht nah zusammenlagen, beliefen sich die Tagesetappen nur auf ca. 40-100 km. Für CFA Verhältnisse geradezu ein Wimpernschlag…

Mittags versorgten wir uns selbst. Ein paar knusprige Baguettes, Käse, Wurst, Pasteten und Obst – jeden Tag frisch gekauft, sorgten für ein entspanntes Picknick abseits der Strecke. Da wir zeitlich recht flexibel waren, konnten wir alles in Ruhe genießen.

Nun stand die Jungfrau auf dem Programm. Die Einfahrt nach Orleans ließ schon eine Stadt mit besonderem Flair vermuten. Historische Gebäude mit großen, farbigen Flaggen säumten den Weg zur örtlichen Kathedrale St. Croix. Die Autos parkten wir gut behütet im Parkhaus unter dem Gotteshaus. Die Kathedrale selbst war beeindruckend. Als wir durch die Seitenschiffe schlenderten wurde gerade ein neuer Franzose oder Französin getauft. Das kleine Familiengrüppchen war fein gekleidet. Dass wir da nicht dazugehören, konnte man schon durch die Wahl unseres Outfits schließen. In Frankreich kann man auch schulterfrei und wadenzeigend die heiligen Stätten besichtigen (oder es hat uns einfach niemand angesprochen – heilige Bewacher gab es nicht).

Anschließend stöberten wir noch durch stilechte Seitenstraßen bis zur Loire. Da die klassischen Caffees alle besetzt waren, fielen wir in einen Starbucks ein um das französisch/amerikanische Handels-Defizit auszugleichen (haben die auch eins wie in Germany?) Dann holten wir die Autos wieder unter dem heiligen Gebäude hervor und machten uns auf zum Hotel in Clery-Saint-Andre. Jungfrauen konnten wir nicht eindeutig identifizieren. Das hat uns allerdings auch nicht weiter beschäftigt.

Auf der Strecke nach Blois machten wir Halt bei dem traumhaften Roquelin Rosengarten.

Das könnte als Geheimtipp durchgehen. Ein wundervoll angelegtes Grundstück mit vielen Wegen, das durch den Bewuchs verschiedener Rosen und anderen Pflanzen schon einen märchenhaften Charakter hat. Hier links, da rechts, durch den Bogen, hier eine alte Bank, dort eine Metallfigur. Und die Gerüche. Die Nasen konnten sich an den Rosen satt riechen. Viele unterschiedliche Noten konnten die Nasenflügel zum Beben bringen. Eine wahre Oase der Glückseligkeit.

Anschließend die Fahrt weiter nach Blois mit Schlossbesichtigung (Chateau royal de Blois).Hier ist insbesondere die offene Treppe im Innenhof zu erwähnen.DasSchloss vereint unterschiedliche Baustile aus Gotik, Spätgotik,Renaissance und Klassizismus.

Neuer Tag, neues Schloss: Chaumont wartete mit eindrucksvoller Erscheinung.

Es bot uns neben dem eigentlichen, imposanten Gemäuer einen riesigen Garten, der Themeninseln mit entsprechender, künstlerischer Gestaltung bereithielt. Das war so beeindruckend und vielfältig, dass nach 6 Stunden intensivem Spazierengehen, die ersten
Cabriofreunde über Ermüdungserscheinungen klagten. Ganz deutlich war die Botschaft „es reicht jetzt langsam“ herauszuhören. Die Körpersprache unterstrich den teilweise doch schon gefallenden Energielevel. Nur Susanne hätte noch zwei weitere Stunden wandeln können. Die Faszination ließ sie die Zeit vergessen. Die Hitze des Tages lastete zusätzlich auf der Kondition. Wir ließen die letzten Eindrücke noch wirken und verließen dennoch beeindruckt diese großartige Anlage.

Abends hatten Roland und Kirsten ein Event der besonderen Art organisiert.
Wir fuhren auf einem Lastenkahn auf der Loire. Dabei deckten wir uns vorher mit allerlei leckeren Köstlichkeiten ein, die wir während der Fahrt genossen. Der Skipper hat uns eine Reihe interessanter Informationen zur Loire geben können. Landschaftlich war die Fahrt ein Genuss. Bei einem kurzen Stopp auf einer der vielen Sandbänke konnten wir uns über die Besonderheiten der Loire austauschen. Bei der Rückfahrt taten uns die mitgebrachten Jacken gut, da der Fahrwind doch schon etwas Frische auf die Haut legte.

Es war schon fast dunkel, als wir wieder ausstiegen. Nach diesem anstrengenden Tag schlummerten wohl alle anschließend schnell in ihren französischen Chateau-Betten ein.

Nach Sonnenaufgang und einem guten Frühstück wartete Schloss Chateau et Jardins in Villandry auf uns. Das Schloss selbst ließen wir großzügig links liegen, die Gärten mussten aber gemustert werden.

Weiter ging es zur Kellerei Bouvet-Ladubay. Eine exklusive Führung durch die Tiefen der Kellerei erwartete uns. Die Verkostung der prickelnden Köstlichkeiten verwöhnte unsere Kehlen. Ein paar Flaschen hatten anschließend noch Platz in den Cabrios…

Die Übernachtung in der Abtei Fontevraud stellte einen besonderen Höhepunkt dar.
Ein renovierter, „moderner“ Klosterkomplex beherbergte uns auf hohem Niveau.
Nach dem Bezug der  großzügigen Zimmer, genossen wir in einer Bar mit pastoralem Flair einen ersten Drink, bevor wir ein vorzügliches Menü eines Sternekochs bestellten. Nicht nur optisch, auch geschmacklich konnte die Kochkunst ausnahmslos überzeugen.
Zwischenzeitich war die Sonne untergegangen. Hotelgäste konnten die Klosteranlage bei Nacht erforschen. Da kaum Gäste unterwegs waren, konnten wir interessante Fotos schießen. Die nächtliche Beleuchtung gibt den ehemals heiligen Gemächern ein besonderes Flair. Übrigens – die Anlage ist vollumfänglich eine Hotelanlage und wird nicht mehr für heilige Zwecke genutzt. In der Abtei ruht Richard Löwenherz und wacht, dass die Touristen sich ordentlich benehmen.

Nach dem Frühstück wurden die 22 Zylinder wieder mit Treibstoff geflutet. Es ging wieder durch grüne Landschaften und kurvigen Nebenstraßen zur nächsten Destination.
Nette Musik und kleine Dörfer ließen einen beschaulichen Eindruck entstehen. Irgendwie scheint in diesem Teil des Landes die Zeit stehengeblieben zu sein. Schon lange wuchernde Unkräuter auf den häufig unbefestigten Gehwegenzeugten von einer lässigen Lebensart. Allerdings fielen uns die überwiegend doch recht verwahrlosten Häuser auf. Durch den meist grauen Anstrich wurde eine seltsame Trostlosigkeit verbreitet. Entweder fehlt hier einfach die Kaufkraft in die Häuser zu investieren, oder das gehört zur Priorisierung einerfranzösischen Lebensart nichts auszubessern bzw. zu modernisieren.

„Kurvige Straßen“ konnte das Navi wieder einige finden. Abseits von den Hauptstraßen ließ sich die Fahrt in vollen Zügen genießen. Durch die hohen Temperaturen mussten die Klimaanlagen in den Automobilen die unteren Körperteile etwas kühlen. Die Kraftstoffverbräuche fielen auf ein neues Allzeittief. Max. 90 km/h auf den Straßen und meistens deutlich niedrige Geschwindigkeiten ohne Stopp & Go sorgten für einen neuen Wettbewerb „wer verbraucht am wenigsten“. Das war aber schon im Vorfeld klar: Der Euro 6 Diesel konnte nicht eingeholt werden. Aber auch die beiden Boliden rechneten schon in überraschend niedrigenWährungen.

Nein-dies ist auf keinen Fall ein Plädoyer für ein Tempolimit.

Nach Fontevraud erfolgte die Weiterfahrt zur Festung von Chinon und zum Schloss Chenonceau.

Chenonceau ist ein imposantes Schloss, welches über einem Fluss erbaut wurde.

Zum Schluss wartete der Schloss-Höhepunkt auf uns:
Das sehr bekannte und große Chambord. Treppauf, treppab, abbiegen, schauen, fotografieren. Die Ausmaße sind schon beeindruckend. Jeder Raum ist unterschiedlich gestaltet. Hier wandelten wir mehrere Stunden und konnten uns nicht satt sehen. Insbesondere der Ausblick von den oberen, offenen Bereichen war schon eine tolle Überraschung.Neuschwanstein in Frankreich?

Nach der Schlossbesichtigung liehen wir uns Fahrräder, packten unsere Picknick-Utensilien und suchten uns eine gemütliche, ruhige Stelle zum Auffüllen des Kalorienvorrats.

Leider ging mit diesem Schloss auch unsere Reise zu Ende.

Noch einmal durch die grüne Landschaft fahren und übernachten.

Die Heimfahrt konnte auch offen genossen werden.

Lieber Roland, liebe Kirsten: Vielen Dank für diese tolle, etwas andere Tour.

Es war ein Erlebnis mit vielen beeindruckenden Erlebnissen. Die Bilder werden die Erinnerungen wach halten.

Liebe Grüße

Susanne und Niels

[nggallery id=18]